Veranstaltung zu insektenschonender Mahdtechnik auf F.R.A.N.Z.-Betrieb im Oberallgäu


Bild: Neele Schäfer
Hamburg/Berlin/Oberallgäu, 14.11.2023
F.R.A.N.Z.-Veranstaltung

Ziel des Dialog- und Demonstrationsprojektes F.R.A.N.Z. ist es, Wege aufzuzeigen, wie die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft erhalten und gefördert werden kann. Dazu werden verschiedene Naturschutzmaßnahmen entwickelt und erprobt, darunter blühende Strukturen und produktionsintegrierte Maßnahmen, wie das Extensivgetreide mit und ohne Untersaat, aber auch Grünlandmaßnahmen. Der F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetrieb im Oberallgäu ist ein reiner Grünlandbetrieb und nimmt daher eine besondere Rolle im Projekt ein. Zur Erhöhung der Biodiversität werden auf dem Betrieb F.R.A.N.Z.-Maßnahmen wie die „Grünlandextensivierung“ und die „Wildkräutereinsaat“ umgesetzt. Insbesondere die Wildkräuter stellen eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten dar. Die Entwicklung und Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen auf einem intensiv genutzten Grünlandstandort erwiesen sich im Projekt als Herausforderung. Die ursprünglich umgesetzte Maßnahme „Altgrasstreifen“ erwies sich aufgrund ihrer Ausgestaltung auf dem ertragreichen Standort als nicht praktikabel für den Betrieb erwiesen, da die Streifen schnell verfilzten und unerwünschten Unterschlupf für Mäuse boten. Zudem fehlten Verwertungsmöglichkeiten für den qualitativ minderwertigen Aufwuchs, der zum großen Teil nicht mehr verfüttert werden konnte.


Um Alternativen zur Förderung der Biodiversität im Grünland aufzuzeigen, hat das F.R.A.N.Z.-Projekt in Zusammenarbeit mit der Stiftung KulturLandschaft Günztal am 15. September 2023 zu einem Informationstag auf den F.R.A.N.Z.-Betrieb im Oberallgäu geladen und dabei insektenschonende Mahdtechniken als Biodiversitätsmaßnahme in den Fokus gerückt. Die Stiftung setzt sich für den Insektenschutz im Einzugsgebiet der Günz ein und bietet im Rahmen des Projektes „Insektenfreundliches Günztal“ Betriebsberatungen und Maschinenvorführungen zur extensiven Grünlandbewirtschaftung an. Bei der Veranstaltung wurde der Einsatz eines Doppelmessermähwerks demonstriert und die Vor- und Nachteile dieser Mahdtechnik diskutiert. Auch weitere Aspekte zur Biodiversitätsförderung im Grünland, wie beispielsweise Finanzierungsmöglichkeiten und Förderprogramme, waren Diskussionsthema. Dies stieß vor allem bei den Landwirtinnen und Landwirten aus der Region auf großes Interesse. Insgesamt nahmen über 30 Personen an der Maschinenvorführung teil.

 

Laut der Fachberatung der Stiftung kann durch die spezielle Mahdtechnik ein höherer Anteil der Insekten ihren Reproduktionszyklus auf den gemähten Flächen abschließen. Dies liegt zum einen an der geringeren Verletzungsgefahr während der Mahd und zum anderen an der Reduktion der darauffolgenden Arbeitsgänge. Im Laufe der Jahre können so positive Effekte für den Insektenschutz erzielt werden. Das Futter wird von den Mähklingen sauber abgeschnitten und über die gesamte Schnittbreite abgelegt. Dies ermöglicht ein schnelles Abtrocknen des Mahdgutes, so dass eine Überfahrt zum Heuwenden eingespart werden kann.

Das Doppelmessermähwerk hat außerdem einen sehr geringen Leistungsbedarf und kann daher auch mit kleinen Schleppern betrieben werden. In Kombination mit einer Arbeitsbreite von bis zu 9 Metern werden schädliche Bodenverdichtungen reduziert. Im Vergleich zu Scheibenmähwerken wird nur ein Fünftel der Leistung benötigt, was in Zukunft auch den Einsatz von batteriebetriebenen Zugmaschinen erleichtern könnte.

 Neben der ökologischen Wirkung stehen im F.R.A.N.Z.-Projekt auch die Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit der Maßnahmen im Vordergrund. Die insektenschonende Mahdtechnik verbessert die Futterqualität. Durch die fehlende Beschleunigung des Mähwerks, wie sie z. B. bei Scheibenmähwerken üblich ist, ist die Gefahr der Vermischung des Grases mit Erdpartikeln geringer. Dies wurde von den Landwirten und Landwirtinnen als sehr positiv aufgenommen und ist insbesondere für die Heumilchproduktion interessant. Als Nachteil der Technik wurde jedoch der erhöhte Wartungsaufwand der Messer gesehen. Diese müssen regelmäßig nachgeschliffen werden und erreichen unter guten Bedingungen eine durchschnittliche Bearbeitungsfläche von 60 ha. Für die Integration des Doppelmesserbalkens in die Betriebsabläufe muss daher ein erhöhter Arbeitszeitaufwand für die Wartung einkalkuliert werden.

 

Im Anschluss an die Maschinenvorführung hatten die Landwirtinnen und Landwirte Zeit, sich mit den Wissenschaftlerinnen des Thünen-Instituts aus der sozio-ökonomischen Begleitforschung des F.R.A.N.Z.-Projektes über ihre bisherigen Erfahrungen mit insektenschonender Mahd und insbesondere dem Messerbalkenmähwerke sowie über den zukünftigen Einsatz auszutauschen. Dabei wurde deutlich, dass sich einige der anwesenden Landwirte und Landwirtinnen mit der Anschaffung eines solchen Mähwerkes beschäftigen. Neben den bereits genannten Vorteilen der Kraftstoffeinsparung und der verbesserten Futterqualität wurde auch die geringere Lautstärke positiv hervorgehoben. Als größter Nachteil wurden die hohen Anschaffungskosten sowie der hohe Wartungsaufwand genannt.