F.R.A.N.Z.-Projekt: Für mehr Biodiversität in der landwirtschaftlichen Berufsausbildung


Das Gruppenfoto des Praxistages, darunter die Berufsschüler*innen, Fachschüler*innen und F.R.A.N.Z.-Projektbeteiligten
Bild: UMO
Hamburg/Berlin/Lüneburg, 07.05.2024
Feldbesuch auf F.R.A.N.Z.-Betrieb

Am 05.03.2024 veranstaltete F.R.A.N.Z. einen Praxistag zum Thema „Biodiversität in der Landwirtschaft“ mit Berufsschüler*innen und Fachschüler*innen aus Lüneburg auf dem F.R.A.N.Z.-Betrieb von Jochen Hartmann in der Lüneburger Heide. Das Dialog- und Demonstrationsprojekt F.R.A.N.Z. zeigt Wege auf, wie die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft erhalten und gefördert werden kann. Dazu werden verschiedene Naturschutzmaßnahmen entwickelt und erprobt, darunter blühende Strukturen und produktionsintegrierte Maßnahmen, aber auch Grünlandmaßnahmen.


Der Praxistag wurde in Kooperation mit der BBS II Lüneburg durchgeführt und besteht aus der Konzeptionierung eines Lernmoduls „Biodiversität in der Landwirtschaft“ am Beispiel von F.R.A.N.Z. Hintergrund der Zusammenarbeit ist, dass die Potentiale für den Biodiversitätsschutz in den Lehrplänen der staatlichen Ausbildung zum/r Landwirt*in zum Teil und abhängig von Berufsschule und Bundesland nicht vollständig ausgeschöpft werden. Durch das Engagement der Lehrkräfte der BBS II Lüneburg wurde es den Schüler*innen jedoch ermöglicht, Biodiversitätsmaßnahmen auf dem Acker kennenzulernen und anfassen zu können.

Dr. Anna Bobrowski, F.R.A.N.Z.-Projektleiterin seitens des Deutschen Bauernverbandes, erwähnt: „Um Biodiversität in die Breite zu bringen, müssen praxistaugliche Naturschutzmaßnahmen auch in die Bildungsbereiche kommuniziert werden, damit unsere Landwirtinnen und Landwirte von Morgen gut funktionierende Maßnahmen auf den Betrieben umsetzen können.“

Gemeinsames Lernen auf Augenhöhe


Nach dem Motto „Von der Praxis für die Praxis“ durften die Fachschüler*innen zwei Wochen vor dem eigentlichen Praxistag zu einem Vorbereitungstag auf den Hof kommen. Dort wurden sie von Landwirt Jochen Hartmann und seinem Betriebsberater Björn Rohloff von der Stiftung Kulturlandpflege Niedersachsen sowie der Projektleitung mit dem F.R.A.N.Z. Projekt und den Biodiversitätsflächen bekannt gemacht.

Bild: F.R.A.N.Z. Landwirt Jochen Hartmann zeigt den Fachschüler*innen die Maßnahme „Insektenwall“ am Vorbereitungstag (© UMO)

Zu Beginn des Praxistages hielten die Fachschüler*innen einen interaktiven Vortrag zum Thema Biodiversität und ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft. Anschließend teilten sich die Berufsschüler*innen in Kleingruppen auf und lernten an insgesamt 4 Stationen über die konkreten F.R.A.N.Z.-Maßnahmen („Feldvogelinsel“, „Mehrjährige Blühstreifen“, "Blühendes Vorgewende“, „Insektenwall“), die Jochen Hartmann u. a. auf seinem Betrieb umsetzt. An allen Stationen haben sich die Schüler*innen kritisch mit den Maßnahmen auseinandergesetzt. Neben Fragen rund um die ökologische Wirkung und praktische Umsetzung der F.R.A.N.Z.-Maßnahmen waren ihnen die ökonomischen Aspekte und die Entlohnung für die Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen besonders wichtig. Die Maßnahme „Blühendes Vorgewende“ weckte großes Interesse, da die Flächen 
weiterhin befahren werden dürfen.

Bild: An der Station „Feldvogelinsel“ erklärten Fachschüler*innen den Berufsschüler*innen, worauf es bei dieser Maßnahme ankommt und was die Maßnahme für die Biodiversität bringt (© UMO)

Nach den Stationen fand eine gemeinsame Fahrt zu den Maßnahmenflächen statt, wo die Berufsschüler*innen die vier Maßnahmen auf dem Feld begutachten konnten. Bei der Maßnahme „Insektenwall“ wurden auch die dort lebenden Insekten kartiert und ein Blick unter die obersten Bodenschichten geworfen.

 

Format von Schüler*innen für Schüler*innen erfolgsversprechend

Die Berufsschüler*innen waren nach dem Praxistag in der Lage wichtige Fragen rund um Biodiversität in der Landwirtschaft besser zu beantworten und biodiversitätsfördernde Maßnahmen für die Agrarlandschaft zu benennen. Auch die Bedeutung von biologischer Vielfalt für ihre landwirtschaftlichen Arbeiten haben sie erkannt. 90 % gaben nach dem Praxistag an, dass sie Biodiversität als wichtig oder sehr wichtig für ihre Zukunft einschätzen, aber auch, dass sie selbst auf die biologische Vielfalt einwirken können. Auch dem Großteil der Fachschüler*innen hat es Spaß gemacht den Praxistag zu entwickeln und durchzuführen. Sie wären jedoch gerne im Vorfeld noch tiefer in das Thema Biodiversität, die ökologische Wirkung der Maßnahmen und F.R.A.N.Z. eingestiegen.

Sibylle Duncker, Projektleiterin von F.R.A.N.Z. von der Umweltstiftung Michael Otto, betonte zum Abschluss: „Das Thema Biodiversität wurde durch den Praxistag bei den Berufsschüler*innen von Anfang an positiv besetzt, dies ist ein wichtiger Beitrag. Umso mehr, da das Lernen von der Praxis für die Praxis stattfand, von Schüler*innen für Schüler*innen.“