Bundesminister Lemke und Özdemir besuchen F.R.A.N.Z.-Betrieb im Havelland


Betriebsleiter Peter Kaim, Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Vorständin der Umweltstiftung Michael Otto Claudia Bühler und Präsident des Deutschen Bauernverbands Joachim Rukwied
Bild: BMEL
Hamburg/Berlin/Ribbeck, 22.03.2024
Feldbesuch auf F.R.A.N.Z.-Betrieb

Biodiversität praxistauglich und mit angemessener Honorierung in die Fläche bringen

Die Schirmherrin und der Schirmherr des F.R.A.N.Z.-Projektes, Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, besuchten am 22. März den F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetrieb von Landwirt Peter Kaim im brandenburgischen Havelland.


Auf rund zehn Prozent seines 720 ha großen Betriebs setzt der Landwirt seit 2017 biodiversitätsfördernde Maßnahmen um und schafft damit auf mehr als 60 Hektar Lebensräume für Insekten, Feldvögel und andere wildlebende Tiere. Im Rahmen des Besuchs besichtigten Lemke und Özdemir auch F.R.A.N.Z.-Maßnahmen wie etwa den „Insektenwall“, „Brache“ und „Blühendes Vorgewende“. Diese Naturschutzmaßnahmen fördern alle im Projekt untersuchten Organismengruppen, von Bestäubern und anderen Insekten bis hin zu Feldvögeln, wie Braunkehlchen und Neuntöter, sowie Feldhasen. Die Maßnahmen erzielen damit sehr gute ökologische Ergebnisse, etwa durch bis zu 10-fachen Feldvogelsichtungen auf Blühstreifen und doppelt so vielen Ackerwildkräutern auf Brachflächen.

Seit Beginn der dritten Förderphase in 2023 hat F.R.A.N.Z. sich verstärkt zur Aufgabe gemacht, die biodiversitätsfördernden Maßnahmen in die breite Umsetzung zu tragen. Besonders wichtig sind hierbei die passenden Rahmenbedingungen, die dafür von der Politik geschaffen werden müssen. Das Treffen bot eine Gelegenheit die Erkenntnisse aus dem Projekt der Bundesministerin und dem Bundesminister vorzustellen und Übertragungsmöglichkeiten zu diskutieren.

Begrüßt wurden die Bundesminister von Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, und Claudia Bühler, Vorständin der Umweltstiftung Michael Otto. Dabei hob Joachim Rukwied das starke Engagement der Landwirtinnen und Landwirte im Bereich der Biodiversitätsförderung hervor: „Wir Landwirte sind weiterhin bereit, unseren Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Wichtig hierbei sind aber die politischen Rahmenbedingungen, mehr Flexibilität bei der Umsetzung und der Abbau von praxisfernen Auflagen. Biodiversität muss für die Betriebe ein Betriebszweig werden können, eine tragfähige Honorierung der erbrachten Leistungen und eine praxistaugliche Ausgestaltung sind Voraussetzungen für Akzeptanz und Erfolg der Biodiversitätsmaßnahmen.“

Claudia Bühler, Vorständin der Umweltstiftung Michael Otto, appellierte an die Politik: „F.R.A.N.Z. hat gezeigt, dass wenn Naturschutz, Wissenschaft und Landwirtschaft gemeinsam nach Lösungen suchen, vielversprechende Ergebnisse für die Förderung der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft erzielt werden können. Nach sieben Jahren steht ein Portfolio ökologisch wirksamer Maßnahmen zur Verfügung. Jetzt ist die Politik gefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen für eine Übertragung in die Breite zu schaffen.“

Die Bundesministerin und der Bundesminister haben sich viel Zeit für den Austausch mit F.R.A.N.Z. genommen und sich interessiert mit den Ergebnissen auseinandergesetzt. Auf den Flächen vor Ort präsentierten Landwirt Peter Kaim und der F.R.A.N.Z.-Betriebsberater Holger Pfeffer vom Deutschen Verband für Landschaftspflege die Maßnahmen und deren ökologische Ergebnisse. Für die Umsetzung komplexerer Biodiversitätsmaßnahmen benötigen Landwirte qualifizierte Naturschutzberatung. Peter Kaim machte deutlich, dass es ihm im Zusammenhang mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) an Planungssicherheit mangelt. Auch eine angemessene Bezahlung für die öffentliche Leistung, die er täglich auf seinem Betrieb erbringt, muss in der Zukunft gesichert werden. Aktuell werden die Aufwände und Kosten der Maßnahmenumsetzung innerhalb des Projektes angemessen honoriert. Seit Beginn des Projektes werden die angefallenen Maßnahmenkosten für jeden Demonstrationsbetrieb ermittelt. Dahinter steht die Feststellung, dass eine angemessene Bezahlung zu einer größeren Akzeptanz und höheren Teilnahmebereitschaft führt. Das F.R.A.N.Z.-Projekt setzt sich daher dafür ein, dass regional differenzierte, standortabhängige Förderhöhen für die Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen in den Förderprogrammen berücksichtigt werden.

Dies betonte auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir: „Wenn wir auch in 20, 30 oder 50 Jahren gute Ernten haben wollen, brauchen wir eine reiche Artenvielfalt als festes Fundament. Gesunde Ressourcen als Grundlage für ein gutes Leben müssen Priorität haben – auch und gerade in Zeiten von Krisen. Wir unterstützen die Landwirtinnen und Landwirte dabei, dass gute Einkommen und der Schutz der Biodiversität Hand in Hand gehen können. Dafür investieren wir in die Forschung zum Nutzen der Landwirtschaft, fördern den Wissenstransfer und praxisnahe Modell-Projekte wie F.R.A.N.Z. Artenschutz muss sich stärker lohnen und in die Breite kommen – so wie es auch der breite, einhellige Konsens in der Zukunftskommission Landwirtschaft ist. Ertragssteigerung um jeden Preis und auf Kosten unserer Natur sind der falsche Weg. Ich setze mich deshalb bei der EU-Agrarförderung für eine Stärkung des Prinzips ‚öffentliches Geld für öffentliche Leistungen‘ ein.“

Bundesumweltministerin Steffi Lemke ergänzte: „Die F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetriebe zeigen, wie eine Kooperation von Naturschutz und Landwirtschaft gelingen kann. Nur gemeinsam kann das funktionieren, denn Landwirtschaft und Umwelt sind zwei Seiten derselben Medaille. Das massenhafte Artenaussterben muss gebremst werden, damit das ökologische Gleichgewicht erhalten bleibt und die Artenvielfalt auch Garant ist für gesunde und vielfältige Agrarprodukte. Die Bäuerinnen und Bauern sind auf eine intakte Natur und wir auf die Landwirtschaft angewiesen.“

Neben der Projektleitung waren auch Vertreterinnen und Vertreter der wissenschaftlichen Begleitforschung von F.R.A.N.Z. vor Ort. Ihre Expertise kam zum Einsatz, als es z. B. um detaillierte Fragen zu Aspekten wie dem Bürokratie- und Hemmnisabbau ging. Auch der Präsident des Naturschutzbund Deutschland (NABU), Jörg-Andreas Krüger, nahm an dem Termin teil. Er betonte, dass das F.R.A.N.Z.-Projekt ein Vorzeigeprojekt ist, welches direkt vor Ort und mit fachlicher Kompetenz agiert und den Ergebnissen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) folgt, indem Naturschutz und Landwirtschaft gemeinsam nach Lösungen für die Biodiversitätskrise suchen.


Geprägt war der Tag auch von weiteren Themen rund um eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft. Von Fruchtfolgen über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis hin zur Tierhaltung, es wurde viel diskutiert und Erfahrungswerte wurden ausgetauscht. Insbesondere das Thema Agrardiesel und das Wachstumschancengesetz, welches an diesem Tag vom Bundesrat verabschiedet wurden, haben den Termin begleitet.


Insgesamt war es ein gelungener Austausch! Landwirtschaft, Naturschutz, Wissenschaft und Politik sind sich einig, dass das F.R.A.N.Z.-Projekt spannende, wichtige und vielversprechende Ergebnisse liefert und weiterhin liefern wird. Jetzt gilt es diese in der Agrarlandschaft zu verankern.


Weitere Impressionen vom Schirmherrschaftstermin im Havelland

Bild: Grußworte von Claudia Bühler, Vorständin der Umweltstiftung Michael Otto (© BMEL)


Bild: F.R.A.N.Z.-Landwirt Peter Kaim berichtet von seinen Erfahrungen im Projekt (© DBV)


Bild: Auf dem Weg zu den F.R.A.N.Z.-Maßnahmenflächen im Havelland (© BMEL)


Bild: Betriebsberater Holger Pfeffer erklärt die F.R.A.N.Z.-Maßnahmen „Insektenwall“ und „Feldvogelstreifen auf Maisflächen“ (© BMEL)


Bild: Begutachtung des angelegten Insektenwalls auf den Maßnahmenflächen im Havelland (© UMO)


Bild: Das Abschlussfoto der Veranstaltung. V.l.n.r.: Henrik Wendorff (Präsident Landesbauernverband Brandenburg), Jörg-Andreas Krüger (Präsident Naturschutzbund Deutschland), Landwirt Peter Kaim, Steffi Lemke (Bundesumweltministerin), Cem Özdemir (Bundeslandwirtschaftsminister), Claudia Bühler (Vorständin Umweltstiftung Michael Otto), Joachim Rukwied (Präsident Deutscher Bauernverband) (© DBV)