Bemerkenswerte Laufkäferfunde auf F.R.A.N.Z.-Betrieben


Laufkäfer
Bild: Phillip Gienapp / Michael-Otto-Institut im NABU
Hamburg/Berlin/Bergenhusen, 03.08.2023
Ergebnisse aus dem F.R.A.N.Z.-Projekt

Um die im F.R.A.N.Z.-Projekt erprobten Biodiversitätsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf die Artenvielfalt auswerten zu können, werden im Rahmen der ökologischen Begleitforschung zuvor festgelegte Zielorganismen erfasst. Insgesamt werden 8 Organismengruppen untersucht u. A. Feldhasen, Tagfalter, Feldvögel und Schwebfliegen. Bei einer Erhebung aus den Jahren 2020 und 2021 auf den F.R.A.N.Z.-Betrieben in der Lüneburger Heide und im Havelland wurden mit Bodenfallen Laufkäfer auf den F.R.A.N.Z.- Biodiversitätsmaßnahmen und als Referenz auf den konventionell umgesetzten Getreideschlägen erfasst. In der vorliegenden Publikation dokumentieren die Wissenschaftler Dr. Hannes Hoffmann von der Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft und Dr. Phillip Gienapp vom Michael-Otto-Institut im NABU auf Grundlage der erhobenen Daten faunistisch bemerkenswerte Nachweise von neun Laufkäferarten.

Ein Beispiel ist der Fund der Art Amara ingenua in Lüneburg. Sie ist im Niederelbegebiet sehr selten und wurde nach dem Jahr 2000 nur einmal nachgewiesen. Die aktuellen Funde im F.R.A.N.Z.-Projekt bei Lüneburg stammen ausschließlich von einem Insektenwall im Spätsommer und Herbst. Da die Art kurzlebige Ruderal- und Brachstellen sowie Äcker mit sandigen oder leicht salzigen Böden bewohnt, scheint sie hier von den neu etablierten Strukturen profitiert zu haben.

Ein anderer bemerkenswerter Fund wurde 2021 im Havelland gemacht: Auf einem Insektenwall wurde ein Exemplar der Art Ophonus ardosiacus gefunden. Die - mit Ausnahme des Nordens - sonst in Deutschland weit verbreitete Art wurde erstmalig 2016 in Brandenburg nachgewiesen. Der aktuelle Fund reiht sich in die seitdem beobachtete Ausbreitung der Art in Brandenburg ein.

Im F.R.A.N.Z.-Projekt wird der Insektenwall auf drei Betrieben seit 2020 als Biodiversitätsmaßnahme umgesetzt. Sehr auffällig bei dem Vergleich der Maßnahmen auf diesen drei Betrieben ist, dass der Insektenwall, höchstwahrscheinlich durch seine erhöhte Vielfalt an Mikrohabitaten, deutlich artenreicher als die anderen Maßnahmen ist. Dieses Ergebnis deutet an, dass sich im Hinblick auf die Diversität von Laufkäfern der höhere Aufwand für die Anlage eines Insektenwalls lohnt.

 

F.R.A.N.Z.-Maßnahme: Insektenwall

Durch die Anlage eines Erdwalls entstehen kleinstrukturierte Lebensräume mit geeignetem Mikroklima für viele Kleinlebewesen, wie z. B. Insekten. Davon profitieren ebenso Feldhasen und insekten- oder pflanzenfressende Vögel wie Rebhühner. Gleichzeitig bieten Insektenwälle Schutz vor Prädatoren und stellen einen Rückzugsort zur Überwinterung für Insekten und Spinnen dar.

Insektenwälle sind bis zu 2 Meter breit und bis zu einem halben Meter hoch. Um ein möglichst breites Nahrungsangebot anzubieten und verschiedene Organismengruppen zu fördern, empfiehlt sich die Anlage von drei bis sechs Meter breiten Blühstreifen als Puffer zur Feldfrucht. Einen besonders hohen Mehrwert für die Natur bietet die Maßnahme, wenn sie in der Feldmitte angelegt wird. Ein Mähen bzw. Mulchen im Spätsommer sorgt für einen niedrigen Unkrautdruck, so dass sich weniger dominante Unkräuter durchsetzen.